Die Slacklinerin Elli Schulte begeistert Raab, Scheichs, und Schimanski
Elli Schulte ist eine der weltbesten Frauen auf der Slackline. 2012 und 2014 war sie sogar auf Platz eins der Weltrangliste der Frauen. Auch sonst steht sie bei Wettbewerben regelmäßig auf dem Podium und reist für Shows und Engagements um die Welt.
So war sie für einen Auftritt bereits in Dubai, als Stuntdouble beim Schimanski-Tatort und auch bei Stefan Raab zeigte sie ihre Tricks.
Zwei Tricks hat die junge Kölnerin sogar selbst erfunden: den Ladybounce und den Ellicopter.
Elli Schulte hat das Wort. Bitteschön.
Hi Elli, stell dich doch bitte kurz vor.
Ich bin Elli Schulte, 25 Jahre alt, komme aus Köln und bin seit dem Beginn meines Sportstudiums an der Deutschen Sporthochschule Köln 2008 begeisterte Slacklinerin. Nun studiere ich seit 2012 im Masterstudiengang „Sport- und Bewegungsgerontologie“.
Wie hast du das Slacklinen für dich entdeckt und wann war das?
Ich habe 2008 von einem Freund vom Slacklinen gehört. Die Erzählungen haben mich gleich so fasziniert, dass ich mir die Gibbon Classic Line zugelegt habe, ohne dass ich vorher überhaupt einmal auf einer Slackline stand.
Die ersten Schritte habe ich damals noch in meiner Heimatstadt Brilon gemacht, in der der Sport natürlich noch gänzlich unbekannt war. Im gleichen Jahr ging es dann aber für das Sportstudium nach Köln. Dort habe ich die ersten gleichgesinnten Slackliner kennengelernt, wir haben eine AG gegründet und viel zusammen ausprobiert.
Was war dein bisher größter Erfolg auf der Slackline?
Mein größter bzw. emotionalster Erfolg war gleich der erste Contest, weil ich im Vorfeld überhaupt nicht mit diesem Erfolg gerechnet habe. Ich bin 2011 für einen Contest nach Wien gereist und habe diesen in internationaler männlicher Konkurrenz für mich entscheiden können.
Im gleichen Jahr folgten noch drei weitere vordere Platzierungen (2. Gibbon Games, Boston; 3. Gibbon Games, Salt Lake City; 2. German Championships).
Trainierst du nach einem bestimmten Trainingsplan oder wie kann man sich deinen sportlichen Alltag vorstellen?
Einen Trainingsplan habe ich nicht. Vor Contests oder Shows trainiere ich gezielter auf das Event hin, aber ansonsten gehe ich auf die Slackline, wenn ich Lust dazu habe. Ich habe weder Trainer noch feste Trainingsorte. Das macht den Sport für mich aus und interessant. Neue Orte und gemeinsamen Slacklinesessions mit Freunden motivieren mich dabei.
Ansonsten mache ich viel Ausgleichstraining wie Klettern/Bouldern oder Ausdauersport.
Du bist ja hauptsächlich auf der Trickline zu sehen. Kannst du dich auch fürs Highlinen begeistern, wie z.B. Lukas Irmler, den wir hier auch schon im Interview hatten?
Wenn ich einen „mutigen“ Tag habe, mir die Location gefällt und der Aufbau stimmt, gehe ich auch auf die Highline. Es ist jedes Mal wieder ein überragendes Gefühl aus dem Nichts, bzw. auf gerade mal 2 cm, all seinen Mut zusammen zu nehmen, beide Füße auf die Slackline zu bringen und aufzustehen. Dann versuche ich natürlich alles um oben zu bleiben und einen Leash Fall zu vermeiden 😉
Du wurdest von einem Scheich nach Dubai eingeladen, um auf dem Geburtstag seiner Tochter zu performen. Feierst du öfters solche Geburtstage?
Puh, ich weiß gar nicht, ob ich das möchte… Da ist mir ein Geburtstag in kleiner Runde doch sympathischer. Dennoch war es eine „reiche“ Erfahrung.
Wir haben gerade Oktober und der Winter steht uns bevor. Wie verbringst du als Slackliner die kalte Jahreszeit? Hast du die Möglichkeit in einer Halle zu trainieren? Oder einfach Mütze und Handschuhe an und raus ins kalte Weiß?
Es macht auf jeden Fall sehr viel Spaß im Schnee zu Slacklinen. Da habe ich auch den einen oder anderen Trick zum ersten Mal geschafft. Wir haben aber in Köln zusätzlich die Möglichkeit im Move Artistic Dome indoor zu trainieren.
Wie siehst du die Entwicklung des Slacklinen?
Rasant. Ich bin nun seit den Anfängen dabei und wenn ich zurückdenke, wie schnell sich diese Sportart entwickelt hat, ist das unglaublich. Es ist schön, wie sehr sich der Sport in den Parks etabliert hat und immer mehr Begeisterte zusammen bringt.
Das Leistungsniveau in den verschiedenen „Disziplinen“ hat sich außerdem genauso rasant entwickelt. Ständig werden alte Rekorde im Longlinen und Highlinen überboten und dass gelandete doppelte Vorwärtssaltos mal zum Standard der Weltspitze im Tricklinen gehören, hätte 2010 wohl niemand gedacht.
Was in der Entwicklung des Slacklinens allerdings noch fehlt, ist ein eigener Frauen World Cup.
Welche Projekte stehen bei dir als Nächstes an?
Ich werde Ende des Jahres nach Thailand fliegen. Ein etwas größeres Projekt ist aber meine Masterarbeit.
Hast du einige generelle Tipps für Slackline-Anfänger?
Der Anfang ist für Manchen etwas mühselig, weil es so unglaublich zittert. Ich vergleiche das Slacklinen oft mit den ersten Versuchen Fahrrad fahren zu lernen. Das klappt auch nicht sofort, weil sich erst ein Bewegungsmuster und – gefühl entwickeln muss. Das ist auf der Slackline ähnlich. Wenn die Muskulatur richtig vom Nervensystem angesprochen wird, hört das Zittern auf und die Slackline lässt sich kontrollieren.
Kannst du uns ein Buch oder eine DVD zum Thema Slacklinen empfehlen?
Ich kann das Buch von Samuel Volery und Tobias Rodenkirch: „Slacklinen: Praxiswissen vom Profi zu Ausrüstung, Technik und Sicherheit“
empfehlen.
Elli, vielen Dank!
Mehr Infos zu Elli Schulte findest du auf ihrer Webseite: www.elli-schulte.de
Elli Schulte bringt Stefan Raab das Slacklinen bei
Foto oben: © Jonas Baum